Das Trainer Credo
Warum tu ich mir das eigentlich an?
Wer mit Gruppen arbeiten möchte sollte eine gute Portion Selbstreflektion haben. Das gilt also für alle Trainer, egal, welche Inhalte vermittelt werden sollen. Die Auseinandersetzung mit sich selbst führt letztendlich zu einer stabilen Persönlichkeit. In unseren Train the Trainer Kursen regen wir daher an, dass alle Teilnehmendem ein sogenanntes CREDO entwickeln. Das Wort Credo kommt vom lateinischen Verb „credere“ und heißt wörtlich übersetzt „Ich glaube“. Man kann es also als Glaubensbekenntnis zu seinem Trainer*innen-Dasein betrachten oder als „Mission-Statement“. Das Credo ist die Basis des Selbstbildes und daher elementar für Trainer*innen. Je stabiler das Credo ist, desto souveräner der Auftritt und die Überzeugungskraft. Es hilft auch sehr, wenn einmal Gegenwind auftaucht im Training, sei es von der Gruppe oder dem Kontext. Um sich sein Credo bewusst zu machen kann man sich folgende Fragen stellen, immer bezogen auf den Trainertätigkeit.
Was ist mir wichtig?
Hier kommen explizit die eigenen Werte zum Vorschein, ob nun Ehrlichkeit, Sicherheit, Freiheit oder Wachstum, ist egal. Gut ist es hier sich zu überlegen, wie man solche Werte im Training lebt, also deutlich für die Gruppe macht und sich im Klaren darüber ist, wie sie auf die Gruppe wirken können. Nehmen wir beispielsweise den Wert Wachstum. Deutlich wird er, wenn im Training „vorher/nachher“ beleuchtet wird. „Wenn Sie jetzt einmal vergleichen, was Sie zu Beginn des Trainings konnten und es mit jetzt vergleichen, wie finden Sie Ihren Fortschritt?“ Das ist eine typische Trainerfrage zu Wachstum. Es geht also um ein klares Wertebewußtsein, als ein Baustein des Credos.
Was sind meine Ressourcen?
Hier geht es um vermeintliche Stärken und Schwächen. Eingangs sei erwähnt, dass jede Stärke auch eine Schwäche sein kann und umgekehrt, je nach Situation oder Kontext. Wichtig ist es sich diese zu kennen und auch offen zu bekennen. Wenn ich mich als Trainer*in eher dazu verführen lasse in Diskussionen zu verweilen, dann gilt es darauf selbst zu achten. Man kann das aber auch der Gruppe sagen, dass sie mit aufpassen soll, dass nicht zu viel diskutiert wird und damit der Faden verloren geht.
Wie bin ich als Trainer*in?
Ein Gleichnis, eine Metapher oder Analogie für das Trainer-Sein soll hier entwickelt werden. Ob nun Gärtner*in, Bergführer*in oder irgendetwas anderes, ein solcher Vergleich ist eine wunderbare Erkenntnis für sich selbst. Ich hatte in einem vorhergehenden Kapitel die Metapher „Buffet“ genutzt. Als ich in einem Train-the-Trainer Kurs diese Frage in den Raum gab, als wir über das CREDO sprachen, gab es eine Reaktion eines Teilnehmers, dass sei ihm zu esoterisch, sich darüber Gedanken zu machen. Gut, dass ich ihn in später in der Pause am Nachmittag sagen hörte: „Als Trainer bin ich sowie so immer die erste Visitenkarte des Unternehmens!“ Da war sie, die Analogie.
Ein Trainer ohne bewusstes CREDO kann natürlich erfolgreich sein, weil das unbewusste zufällig passt für die Tätigkeit. Professioneller ist es sein eigenes CREDO zu kennen und immer mal wieder auf den Prüfstand zu stellen, ob es noch passt. Das macht für mich eine reflektierte Trainer*innen-Persönlichkeit aus.
Viele Grüße, Rolf Söder